Westbahnhoffnung Villach

Unsere Geschichte

Gründung: Am 28.10.2000

kommt es zum 1. Gulasch-Kochen für Bedürftige in der Trattengasse 42, den Räumlichkeiten der Vinyard Villach. Mit der „Aktion Tabea“ legen Herr Marjan Kac, Rudolf und Monika Hohenberger den Grundstein der Westbahnhoffnung. Zu diesem Zeitpunkt ist „Aktion Tabea“ Villachs einziges Angebot einer kostenlosen Mahlzeit. Beworben wird die Aktion mit einem Plakat in der ARGE SOZIAL, die zu diesem Zeitpunkt noch samstags auskocht. Für 50 Personen wird gekocht, 6 Leute erscheinen. Dennoch feiert man den Erfolg. Dem Speckpfarrer Rudolf Hohenberger sei gedankt es gibt auch eine Jause für den Sonntag, schön verpackt im Jausnsackerl.
Von nun an findet die „Aktion Tabea“ jeweils am letzten Samstag im Monat statt. In Absprache mit Elfriede Pirker von ARGE SOZIAL bleibt diese samstags geschlossen.

Geburtsstunde der Kleiderkammer

Für die zweite „Aktion Tabea“ organisiert Ingeborg Hitschfeld Kleidung und gibt diese zur Freude aller Gäste kostenlos weiter. Bereits 30 Besucher drängen sich an den Mittagstisch der „Aktion Tabea“.

Woher eigentlich der Name Tabea?

Herr Kac erinnert sich an die Geschichte einer Frau, die Kleidung für Bedürftige nähte. Er findet sie in der Bibel, wo die Geschichte wie folgend erzählt wird:
In der Stadt Joppe lebte eine Frau, die sich zu Jesus bekannte. Sie hieß Tabita. Der Name bedeutet „Gazelle“. Tabita tat viel Gutes und half den Armen. Als Petrus in Lydda war, wurde sie plötzlich krank und starb. Man wusch die Tote und bahrte sie in einer Dachkammer auf. Joppe liegt nicht weit von Lydda. Die Gemeinde in Joppe schickte deshalb zwei Männer mit der dringenden Bitte zu Petrus: „Komm, so schnell du kannst, zu uns nach Joppe!“ Petrus ging sofort mit ihnen. Als er angekommen war, führte man ihn in die Kammer, in der die Tote lag. Dort hatten sich viele Witwen eingefunden, denen Tabita in ihrer Not geholfen hatte. Weinend zeigten sie Petrus Kleider und Röcke, die Tabita ihnen genäht hatte. Doch Petrus schickte sie alle hinaus. Er kniete nieder und betete. Dann sagte er zu der Toten: „Tabita, steh auf!“ Sofort öffnete sie die Augen, sah Petrus an und richtete sich auf. Petrus gab ihr die Hand und half ihr aufzustehen. Dann rief er die Gläubigen und die Witwen herein, die mit eigenen Augen sehen konnten, dass Tabita lebendig vor ihnen stand. Bald wusste ganz Joppe, was geschehen war, und viele glaubten deswegen an den Herrn. (Apostelgeschichte 9,36-42 nach der „Hoffnung für Alle“ Übersetzung)
Die alte Lutherübersetzung, in der Herr Kac diese Geschichte liest, gebraucht den Namen Tabea. Daher der Name „Aktion Tabea“.

2002 – Umstellung auf 14-tägig

Aus „Aktion Tabea“ wird „Tabea Lebenshilfe“.

2004 – Umzug in die Kreuzkirche

weil das Geld ausgeht. Die nächsten 3 Jahre werden zur Bewährungsprobe für das Team, das nun seine Ernsthaftigkeit unter Beweis stellt. In der Kirche gibt es keine Kochmöglichkeit und keinen Stauraum. Das Essen muss zuhause zubereitet und die „Kleiderkammer“ angeliefert, ausgegeben und wieder privat verstaut werden. Herr Kac beschreibt diese Zeit als sehr, sehr schwierig. Mit dem Sommer 2007 endet das Asyl für die Tabea Lebenshilfe in der Kirche und es kommt zur PAUSE.

2007 – Westbahnhof?

Während der Sommerpause kommt Herr Kac am Westbahnhof vorbei. Er erinnerst sich an eine Gaststätte, die es hier gegeben hat und denkt sich: „Das wär was!“.
Elke Palle, eine Mitarbeiterin, entschließt sich dem Infrastrukturminister Werner Faymann zu schreiben. 14 Tage darauf bekommt Herr Kac einen Anruf der ÖBB und es kommt zur erstmaligen Besichtigung der Räume. Im September 2007 beginnt der Umzug in den Westbahnhof. Palle ist es auch, die Herrn Kac fragt: „Warum nennt ihr euch nicht West-bahn-HOFFNUNG?“ Dieser Name beginnt sich nunmehr druchzusetzen und geht schließlich in den Vereinsnamen über.

Neueröffnung im Westbahnhof

Ingeborg, Gerhard, Arian van Emerick und Marjan Kac – renovieren die desolaten Räume am Westbahnhof von September bis März 2008. Im März kommt es zur Eröffnung und alle sind wieder da.

Rekordzahlen

Der Westbahnhof bietet auf einer Fläche von knapp 100 m2 bei einer Miete von anfänglich 280 € und später 400 € genügend Platz für eine kleine Küche, eine Kleiderkammer, den Speisesaal und ein Raucherzimmer. Immer wieder wird Herr Kac wegen seiner Arbeit in Frage gestellt. Immer wieder gibt es Zweifel und emotionale oder finanzielle Durststrecken. An einem Tiefpunkt, an dem Überlegungen, die Arbeit zu beenden durchaus in Frage kommen, betet Herr Kac um ein Reden Gottes, ob er weitermachen solle. Am darauffolgenden Samstag kommt es zur Rekord-Besucherzahl von 56 Gästen. Einige müssen im Stehen essen. Die Tabea Lebenshilfe hat damit ihr Limit erreicht. Für Herrn Kac ist es ein Wink – es geht weiter.

2008 wird zum besonderen Jahr

Zum einen gibt es die neue Räumlichkeiten des Westbahnhofs – „kein Asyl mehr“. Zum anderen wird Herr Kac beim Missionswerk Wiedenest angestellt. Die Folge: Wolfgang Bremicker und Andreas Freudenberg, von der Landesleitung von Wiedenest, werden zu intensiven Förderern der Tabea Lebenshilfe. Das Finanzielle trägt hauptsächlich der damalige Brüderrat, jetzt BEG Süd und tut es bis heute – in Kärnten gibt es zum damaligen Zeitpunkt kaum Unterstützung.

Erster Vorstoß an die Öffentlichkeit

Im Sommer 2008 schreibt eine Mitarbeiterin an die Stadt Villach um bittet um finanzielle Hilfe. Die Tabea Lebenshilfe bekommt 400 € und Stadträtin und Vizebürgermeisterin Mag.a Gerda Sandriesser macht die Kleine Zeitung auf die Arbeit der Tabea Lebenhilfe aufmerksam. Der 1. Zeitungsartikel in der Geschichte der Westbahnhoffnung erscheint und das gleich auf einer ganzen Seite. Die Reporterin ist Santner Danja. Daraufhin hagelte es Anrufe bei Herrn Kac. Es werden 52 an nur einem Tag. Alle wollen ehrenamtlich mitarbeiten! Einige dieser Neu-Gewonnenen sind bis heute geblieben.

Umstellung auf wöchentlich

Im Frühjahr 2009 fasst Herr Kac den Entschluss wöchentlich auszukochen. Er stößt auf große Bedenken seitens der Mitarbeiter, denn es mangelt an Köchen. Ein weiterer Zeitungsartikel mit der Überschrift „Köche gesucht“ löst das Problem. Nun gibt es jeden Samstag eine warme Mahlzeit und eine Jause für den Sonntag.
Neustart. 2009 kommt es zur Kooperation mit dem Verein Neustart. Von nun an können Straffällige ihre Sozialstunden bei der Tabea Lebenshilfe ableisten. Die Voraussetzung dafür ist die die gemeinnützigkeit des Vereins. Seither haben mehr als 62 Personen, zwei davon mit Fußfessel, Gebrauch gemacht und etliche bleiben nach Ableistung ihrer Pflicht noch eine Zeitlang als Ehreneamtliche erhalten. Für den Leiter von Neustart ist dies verwunderlich und er erkundigt sich, warum dies so sei.

Eine gescheiterte Jugendarbeit?

Im Februar 2010, mitten im tiefsten Winter, kommt Jörn Gempfer als Wiedenester Praktikant für zwei Jahre nach Villach. Was als Start der Jugendarbeit gedacht ist, entpuppt sich als Beginn der Migrationsarbeit der Westbahnhoffnung. Durch Herrn Gempfer verwandelt sich der Westbahnhof zusehends in ein Sammelbecken für Migranten und Flüchtlinge. Außerdem gewinnt er neue Mitarbeiter für diese damals noch unberücksichtigte, gesellschaftliche Randgruppe. Erste Feste wie Nowrooz, das Neujahrsfest des Orients, und Tanzabende ziehen viele Flüchtlinge in den Westbahnhof. So kommen auch die ersten Deutschkurse zustande.

Die 1. große bedrohliche Finanzkrise

erlebt die Westbahnhoffnung im Herbst 2010. Erneut beginnt für Herrn Kac das Ringen mit Gott. Ist die Arbeit im Sinne Gottes oder ist es bloß ein Hirngespinst. Gegen Ablauf des Ultimatums, überstürzen sich plötzlich die Ereignisse: Ein Anruf der FPÖ, sie möchten kochen, würden 500 € mitbringen und einen Bericht darüber auf ihrer Homepage veröffentlichen. Wie durch eine Kettenreaktion ausgelöst, kommen sogleich auch die Grünen, die SPÖ und schließlich auch die ÖVP. Alle können glänzen und die Tabea Lebenshilfe kann weitermachen. Die Westbahnhoffnung wird in vielen Kreisen Villachs als soziale Einrichtung wahrgenommen.

Bürgermeister-Support

Am 2. Weihnachtstag 2010 sponsert die Stadt Villach die Westbahnhoffnung mit 1000 €.

Rausschmiss und die Folgen

Als Herr Kac im Herbst 2012, nach einer 3-monatigen Auszeit und der Pflege seines totkranken Vaters, die Post am Westbahnhof öffnet, findet er einen Brief vom Gericht. Zwei Tage darauf steht der Gerichtsvollzieher im Westbahnhof. Es handelt sich um eine ausstehende Mietzahlung, die Herr Kac übersehen hatte und inzwischen auch um Gerichtskosten in Höhe von 800 €. Auf die Mahnungen konnte Herr Kac aufgrund seiner Abwesenheit nicht reagieren. Nun stand die Auflösung des Mietverhältnisses ins Haus. Herr Kac protestiert, denn er vermutet eine Schikane. Der gerichtliche Weg wäre nicht nötig gewesen, da die Tabea Lebenshilfe viel in die Renovierung der Räume gesteckt und bisher auch alle Mieten zeitgerecht bezahlt habe und somit ein pflichtbewusster Mieter sei. Herr Kac ist erbost, er droht sich an die Öffentlichkeit zu wenden, fände sich keine zufriedenstellende Lösung für das Problem. Vertreter der ÖBB entschuldigen sich und erklären sich bereit die Gerichtskosten zu übernehmen. Das Gespräch endet mit der Frage: „Herr Kac, können wir sonst noch etwas für Sie tun?“ – „Ja, wie wär’s mit den Räumen unten (damit waren sämtliche Räume des Untergeschoßes gemeint, ausgenommen der Wartehalle)“ – „Ja, die können sie haben!“ So kommt es zur Erweiterung auf die Räume im Erdgeschoß.

Ein Bahnhof wird wiederbelebt

Nun beginnen die über Wochen andauernden Restaurationsarbeiten. Die fleißigen Hände sind dabei sehr vielfältig und geben die Einstellung der Westbahnhoffnung wieder. Ein Pole spachtelt, ein Algerier und ein straffälliger Österreicher streichen, ein Pensionist verfliest die Küche. Ob Mensch mit Beeinträchtigung, Mutter von 3 Kindern, arbeitslos oder selbstständig – sie alle helfen mit. Unterstützung kommt auch von der Wirtschaft: Farben, Decke und Fußboden für den Seminarraum werden gesponsert.

Schönster Speisesaal Villachs

Im Frühjahr 2013 kommt es zur Anmietung der Westbahnhofhalle. Die einstige Wartehalle wird zum Speisesaal, nachdem sie über 10 Jahre leer gestanden hat. Der Bürgermeister begrüßt dies und staunt bei seinem Besuch, mit den Worten, dies sei „der schönste Speisesaal der Stadt Villach!“. Am Samstag, dem 11. Mai 2013, findet die Ausspeisung zum ersten Mal in der geschichtsträchtigen und denkmalgeschützten Schalterhalle des Villacher Westbahnhofs statt. Nun gibt es wieder genug Platz für die Gäste. Die weitreichende Bedeutung dieses mutigen Schritts ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Gott vs. Wirschaft

Der erste Gottesdienst, den die Westbahnhoffnung in der neuen Wartehalle abhält, klingt gleichsam wie eine Ode an die Gottesherrschaft oder wie eine Satire über den Kapitalismus. Wie viele Konzepte wurden schon geschmiedet und wieviel „Zaster“ steckte dahinter und wer siegte und durfte die Halle am Ende in Betrieb nehmen? „Schaut euch mal an“, fordert Herr Kac seine kleine Versammlung, nicht mehr als 10 an der Zahl, heraus, „wem hat Gott diese Halle gegeben?“. Die Gottesdienstbesucher sehen sich um, da sitzt ein Student aus Nigeria neben einem Alkoholiker, ein Mann mit Krätze neben drei asylsuchenden Christen aus Afghanistan, ein Alleserwarter, der von seinem Spendeneinkommen lebt, ein brotloser Maturant und eine Bibelschülerin aus Deutschland. Ein Querschnitt der Gesellschaft sind sie. Sie haben alles, nur eben kein Geld. Lautlos schwingen die Worte aus dem alten Buch über den Köpfen der Versammelten: „Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist“.

Ein Wunder?

Entgegen jeder Erwartung des Vermieters und wie durch ein Wunder, kommt es im Herbst 2013 zur Genehmigung der Infrarot-Heizanlagen durch das Kärntner Denkmalschutzamt. Die Installation bringt eine allgemeine Erleichterung: der Speisesaal wird beheizt, nur die Füße bleiben kalt. Die Investition von 3.500 € erweist sich als teuer aber notwendig. Mit der neuen Lokalität erscheinen auch neue Charaktere auf der Bildfläche und geben der Westbahnhoffnung ein neues Gesicht.

Kultur

Dorothea Unkel von Galerie Offenes Atelie D.U. Design und Alfred Woschitz vom Welt und Co Kulturverlag in Wien entdecken den Westbahnhof als Schauplatz für kulturelles Geschehen in Villach. Es folgt eine Reihe von Veranstaltungen. Der Bekanntheitsgrad der Westbahnhoffnung steigt.
• Do, 23. Mai 2013 – Lesung aus dem Buch „Zuhause ist überall“ von und mit der preisgekrönten Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi.
• Sa, 26. Oktober 2013 – Lesung mit Frederick Morton aus seinem Roman „Wetterleuchten – Wien 2013/14“; Gespräch mit Zeitzeugen.
• Fr, 18. Juli 2014 – Buchpräsentation & Konzert „Heimkehr ohne Heimat“ – Christiane Schütte; Konzert mit Uli Scherer, Michael Erian, Lena Kuschling.
• Do, 29. Jänner 2015 – SOULUBA, Konzert mit John Sass.
• Fr, 17. Juli 2015 – Buchpräsentation & Konzert anlässlich der 70. Wiederkehr der Ereignisse
„Überfahrene Lebenswelten. Die verwickelte Geschichte der Kanaltaler“– Christiane Schütte.
• Sa, 3. Oktober 2015 – Lange Nacht der Museen, Ausstellung von Margit Ennser und Gottfried Würcher; dem Westbahnhoffnung wird ein Bild im Wert von 450 € zur Versteigerung geschenkt.

Einschub Notschlafstelle

Mit der kalten Jahreszeit kommen die ersten Anfragen auf Obdach. Ein Verweis auf die Notschlafstellen in Klagenfurt genügt nicht. Eine tägliche Zugfahrt ist nicht leistbar und ihr soziales Netz befindet sich in Villach. 2010 öffnet die Westbahnhoffnung erstmals ihre Türen für Obdachlose. In den darauffolgenden Jahren 2011 und 2012 tritt das wahre Gesicht immer deutlicher zum Vorschein: Durchreisende, Villacher und Zugezogene, bei manchen mitverursacht durch legale Drogen wie Alkohol, bei manchen sind es gescheiterte Beziehungen oder ein unglückliches Geschehen, das sie aus dem System fallen lässt. Selbst das Krankenhaus, das Jugendamt und die Polizei greifen auf die Westbahnhoffnung als Notlösung zurück. Man wird genützt und geduldet, mehr nicht.

Ende der Notschlafstelle – trotzdem kein Ende

Mit dem Schritt an die Öffentlichkeit mittels der Einreichung eines Konzeptes für eine Notschlafstelle bei der Stadt Villach und dem Vermieter, der ÖBB, kommt es zum Verbot und der Schließung der Notschlafstelle im August 2014. Der Brennpunkt bleibt ungeachtet, das Tabu unberührt. Für Herrn Kac persönlich eine tiefgreifende Niederlagen.

Präventiv gegen Sucht

[blupr:EVENT], ein vom Blauen Kreuz in Deutschland entwickeltes Konzept zur Suchtprävention unter Jugendlichen, liefert der Westbahnhoffnung ein erstklassiges Mittel um offensiv zu werden. In den Schuljahren 2013/2014 und 2014/2015 kommt es zum wiederholten Male zu Schuleinsätzen an der HTL und am Westbahnhof.

Förderung

Im Zuge des 1. Tages der offenen Tür 2013 kommt es zur Kooperation mit dem Verein „Willkommen Nachbarn!“ und zu von der Stadt geförderten Deutschkursen. Nun gibt es für Herrn Gempfer zum ersten Mal ein Entgelt für seinen Dienst an den Migranten und Migrantinnen.

Erweiterungen der Deutschkurse

Immer wieder kommen neue Anfragen nach freien Plätzen in den Deutschkursen. Zwar ist die Westbahnhoffnung mit 5 Angeboten pro Woche im Migrationsgeschehen der Stadt Villach ganz vorne mit dabei, doch fällt selbst einem Blinden auf, dass die Integration dabei auf der Strecke bleibt. Um diesem Defizit zu begegnen, kam Herr Gempfer mit dem Konzept der Migration MITTENDRIN.

Migration MITTENDRIN

Der Gedanke mit Einheimischen Flüchtlinge zu besuchen oder umgekehrt, ist gewagt, für manche mag er sogar gefährlich klingen. Für Herrn Gempfer ist das Alltagsgeschehen. Seine mehrjährigen Erfahrungen mit Flüchtlingen lässt er sich nicht durch gegenwärtige Schlagzeilen verderben. Wohl vertraut sind ihm sowohl die Freuden als auch die Hindernisse des gegenseitigen Kennenlernens zweier gegensätzlicher Kulturen. Zu lieb sind ihm die Menschen aus anderen Ländern, um sie in den Pensionen dahinsiechen zu lassen. In diesem Kontext wurde das Konzept der Migration MITTEN im WOHNZIMMER geboren. So kommt es, dass in der Wohnung so manches Kärntners beim Genuss eines Kabali Palaus, dem afghanischen Nationalgericht, und einer Tasse Chai der Fremde zum Freund wird.

Spendenrückgang

Seit Juni 2015 verzeichnet die Westbahnhoffnung einen kontinuierlichen Rückgang der Spenden, gleich einem versiegenden Bach. Was kommt als nächstes?

Erweiterung des Mittagsmenüs

Wie gewohnt reagiert Herr Kac auf die stockende Liquidität des Vereins mit einem mutigen Schritt nach vorne. Mit Juli wird auch dienstags und mit Oktober auch donnerstags gekocht. Wie das möglich ist, fragt sich auch so mancher Besucher, wenn er sein Mittagessen serviert bekommt. Dies wäre allerdings unmöglich ohne den leidenschaftlichen Einsatz des algerischen Chefkochs Elias, dessen Kochkunst am Westbahnhof gleichermaßen geschätzt und geliebt wird. Es ist, wie man sagt, die Ironie des Schicksals oder frommer ausgedrückt, göttlicher Humor, der hier Geschichte schreibt, wenn angesichts der gegenwärtigen Hetztiraden gegen Flüchtlinge hier am Westbahnhof ausgerechnet ein gläubiger Muslim aus Algerien für bedürftige Villacher kocht.

Drum sei’s gedankt

An dieser Stelle sei nochmals allen Köchinnen und Köchen und den zahllosen fleißigen Helfern gedankt, die in den vergangen 15 Jahren innerhalb und außerhalb des Westbahnhofs Zeit und Geld einsetzen, um die Arbeit zu ermöglichen. Euer Einsatz ist unersetzlich und unbezahlbar. Euch allen ein herzliches Dankeschön! Vergelt’s Gott!
Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei unserem treuen Gott und Vater, unseres Herrn Jesus Christus, für seine Fürsorge in allen Bereichen und für die Hoffnung und den Trost, die sein Wort uns gibt, dass die Welt, an der wir bauen, einmal kommen und für alle Zeiten bleiben wird.

Kirche und zuviel des Guten?

Von Anfang an versteht Herr Kac die Westbahnhoffnung als Kirche, die sich der Armen annimmt. Eine Suppenkirche, oder was? In den Köpfen setzt sich dieser Gedanke nur langsam durch – Kirche kennt man anders.
Manch einer denkt, die Westbahnhoffnung leiste zu viel, was an den ständigen finanziellen Engpässen deutlich würde.
Aber fragen wir doch Herrn Kac persönlich:

„Herr Kac, tun sie vielleicht zu viel?“

Nein, wir wollen sogar noch mehr!
Eine Werkstatt
Ein Arbeitsprojekt für Langzeitarbeitslose
Ein Haus für Mitarbeiter, Gäste und Notleidene.
Amen dazu.